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Von Föhnfischen, Föhnfenstern und Föhnmauern

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Wer sich Zeit nimmt, ab und zu in den Himmel zu schauen, kann ganz genau erkennen, wenn sich eine Föhnanlage ankündigt. Die letzten Geheimnisse rund um den Föhn sind bis heute nicht gelöst.

Im ersten Teil des Wetterfroschbeitrags ging es um die Entstehung des Föhns (FN vom 25. Oktober). Die Monate Oktober und November sind die Herbstmonate mit den meisten Föhnphasen in unseren Alpen. Das hängt im Wesentlichen mit der Übergangszeit vom Sommer- zum Winterhalbjahr zusammen. Im Atlantik bilden sich ausgeprägte Tiefdruckgebiete, die mit ihren Warm- und Kaltfronten über den Alpenraum und nach Mitteleuropa ziehen.

Föhn bringt gute Fernsicht

Vor den Kaltfronten bringen Südwestwinde feuchte Mittelmeerluft zu den Alpen, wo sie auf der windzugekehrten Alpensüdseite (Luv-Seite) zum Aufsteigen gezwungen werden. Sie regnen sich mit ergiebigen Niederschlägen aus. Die Föhnphasen mit böig-stürmischen Winden in den Föhntälern entstehen auf der windabgekehrten Alpennordseite (Lee-Seite). Es wird dann jeweils warm und sehr trocken, und daraus resultiert eine gute Fernsicht.

Zeichen am Himmel

In den klassischen Föhngebieten, wie im Urner Reusstal, im Glarner Linthal und im Berner Oberland, kann man in dieser Zeit den Alpen entlang und bis ins Flachland hinaus die entsprechenden Föhnzeichen am Himmel erkennen. Da bildet sich zum Beispiel über dem Gotthardmassiv eine richtige «Föhnmauer» (siehe Abb.2), bevor dann die Luftmasse in die Täler absinkt.

Abb. 2: So sieht eine Föhnmauer aus.
Archivbild zvg

Durch das Anströmen der warm-feuchten Luftmasse auf der Alpensüdseite entsteht dort ein höherer Luftdruck (Staudruck). Auf der Alpennordseite, auf der die alte Luft durch die breiter werdenden Täler ausfliessen kann, wird ein tieferer Luftdruck gemessen.

Ein Grad pro 100 Meter

Mit dem Luftdruckunterschied bildet sich nahe der Alpen ein richtiger Luftkeil. Damit dort kein Vakuum entsteht, fliesst die Luft von den Gebirgsübergängen ins Tal und erwärmt sich dabei um ein Grad Celsius pro 100 Meter Höhendifferenz. Je nach Druckunterschied zwischen Süden und Norden (Druckgefälle) entwickelt sich im Talgrund ein sehr böiger bis stürmischer und warm-trockener Wind, der Südföhn.

Die Luftmasse, die die Alpen überströmt, nimmt eine Schwingungsform an, mit «Schwingungsbergen» und «Schwingungstälern». In den Schwingungsbergen zeigt sich eine für den Föhn ganz typische Bewölkung. Man nennt sie in der Fachsprache «Altocumulus lenticularis» und im Volksmund «Föhnfische» (siehe Abb.3).

Abb. 3: Klassische «Föhnfische».
Bild Meteo Schweiz

Im Winterhalbjahr gibt es auf der Leeseite, vor einer Föhnphase, häufig eine geschlossene Wolkendecke. Wenn der Föhn durchbricht, entstehen in der Wolkendecke sogenannte «Föhnlöcher» (siehe Abb.4), weil die Luft durch das Absinken und Erwärmen wieder mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann und damit die Wolken auflöst.

Abb. 4: Föhnloch.
Archivbild zvg

Diese klassische Theorie über die Entstehung des Föhns kann man in jedem Schulbuch nachlesen. Die Föhnforschung zeigt aber, dass der Föhn kein eigentlicher Fallwind, sondern ein Mechanismus ist. So gilt die alte «Fallwind-Theorie» zum Beispiel für schmale Süd-Nord-verlaufende Täler, die von hohen Bergen umgeben sind, wie das Urner Reusstal, das Glarner Linthal oder auch noch das Berner Oberland.

Untersucht man aber das Rheintal von Chur bis zum Bodensee, kann man diese alte Föhntheorie vergessen. Das Rheintal ist ein breites Tal, die Berge sind circa 2500 m hoch, und doch weht hier gelegentlich ein sehr böiger und stürmischer Föhn, der schon viele grosse Schäden angerichtet hat. Die umfassende Föhnforschung in den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts zeigt aber, dass im Rheintal einige Seitentäler, mit ihren absteigenden Winden, eine grosse Rolle spielen. Der Windfluss aus dem Hinter- und dem Vorderrheintal bis zum Bodensee wird so an verschiedenen Stellen verstärkt.

Vieles noch ungeklärt

Diesen Mechanismus zur Föhnbildung versteht man bis heute noch nicht in allen Details. Das Gleiche gilt auch für den speziellen Föhn in Innsbruck (Österreich), der vom Brennerpass herunterkommt, wobei es zum Beispiel auf der Südseite des Brennerpasses, in Bozen und Meran, ganz selten zu Luftmassenstaus kommt.

Vorkommen

Föhn im Kanton Freiburg und anderswo

Unser Kanton Freiburg ist ein typisch voralpiner Kanton. Die Voralpen sind zwar herrliche Wandergebiete mit einer Höhe von circa 2500 Metern. Die wenigen Süd-Nord-verlaufenden Täler sind aber nicht so tief geschnitten, als dass sich hier ein richtiger Föhn entwickeln könnte. Wir können trotzdem eine Föhnströmung in den Alpen an den typischen «Föhnfischen» erkennen, die bei ausgeprägten Föhnlagen bis ins Mittelland und auch bis in den Kanton Freiburg hinauslaufen.

Der Kanton Freiburg (gelber Stern) ist kein typisches Föhngebiet.
Quelle H. Hack Meteorologie/zvg

Es gibt auch in anderen Gegenden unserer Erde hohe Gebirge, die als Wetterbarrieren wirken. Sie stauen feucht-milde Luftmassen auf der Anströmungsseite (Luv), zwingen sie zum Aufsteigen und lassen sie auf der windabgekehrten Seite (Lee) einbrechen. So ein Gebirge sind die Rocky Mountains im Westen der USA. Der böige Wind, der dort entsteht, heisst Chinook und ist dem Föhn in allen Details ähnlich. Er kann aber noch wärmer und trockener sein als der Föhn und in den Ski-Gebieten von Calgary grosse Probleme verursachen.

Auch in Grönland

Der bekannte Schweizer Föhnforscher Karl Frey beschrieb in seinem Separatdruck «Der Föhn» aus den Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Solothurn (Heft Nr. 37, 1996) eine Beobachtung eines Föhneinbruchs auf Grönland. Da traten auf der Leeseite eines Gebirges, bei einer ausgeprägten West-Ost-Strömung, tatsächlich «Föhnfische» auf. Als er der Sache etwas intensiver nachging, wurde ihm berichtet, dass Föhneinbrüche in den westlichen und östlichen Küstenregionen Grönlands relativ häufig festgestellt werden. Im Winter sind diese oft verbunden mit Temperaturerhöhungen von über 20 Grad Celsius. Das Beispiel illustriert sehr schön, dass der Föhn eben ein Mechanismus ist und damit auch in Gebieten vorkommen kann, in denen man ihn nie erwarten würde. sm

Wetterfrosch Mario Slongo.
Archivbild Charles Ellena

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