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Weshalb sich Missbrauchsopfer der Kirche erst nach Jahren melden 

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Erneut sind Vorwürfe von Missbrauch in der katholischen Kirche aufgetaucht. Das Opfer meldete sich nach jahrelangem Schweigen. Die FN haben bei einer Anlaufstelle nachgefragt, weshalb sich Betroffene oft nicht melden. 

Bei einer Pressekonferenz am Montagmorgen wurden schwere Vorwürfe gegen den 2010 verstorbenen ehemaligen Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg erhoben. Bernard Genoud wurde sexueller Handlungen an einer jungen Frau beschuldigt. Diese Ereignisse liegen bereits mehr als 30 Jahre zurück. Es ist einer von vielen Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche, die heuer aufgedeckt wurden, weil die Opfer sich nach langem Schweigen gemeldet haben. 

Grosse Angstkultur 

Doch weshalb melden sich die Betroffenen erst Jahre oder Jahrzehnte später? «Das hat viel mit Scham und Angst zu tun», erklärt Vreni Peterer, Präsidentin der Interessengemeinschaft für missbrauchsbetroffene Menschen im kirchlichen Umfeld (IG Miku), auf Anfrage der FN. Die Opfer würden sich einfach nicht trauen, etwas zu sagen, da es sich meistens auch um eine Autoritätsperson handeln würde:

Es fragen sich viele, ob einem überhaupt geglaubt wird.

Die Personen würden sich nicht melden, weil oft eine grosse Angst damit einhergeht, dass die Sache vertuscht wird. 

Die Bischofskonferenz hat aufgrund der aufgedeckten Missbräuche einige Massnahmen ergriffen, wie zum Beispiel eine unabhängige, nationale Anlaufstelle. Diese versprechen Veränderungen in der katholischen Kirche. Diese Meldestelle existiere aber noch nicht, sie sei erst noch in Planung, berichtigt Vreni Peterer: «Wir fordern aber schon seit Jahren eine solche Anlaufstelle.» Das Ziel sei sportlich: Die Anlaufstelle soll Mitte nächstes Jahr eingerichtet werden:

Von guten Veränderungen kann man noch nicht reden, denn es geht alles viel zu langsam.

Reden ist wichtig

Etwas habe aber die Aufdeckung der Missbrauchsfälle gebracht, so Peterer: «Erscheint ein Zeitungsbericht über das Thema, gehen wieder viele Meldungen von Opfern ein.» Damit die Opfer sich weiter melden, brauche es mehr «nicht kirchliche» Stellen, so Vreni Peterer. Ausserdem müsse die Kirche wieder glaubwürdiger werden, denn das Vertrauen sei bei vielen Personen verschwunden. Sie präzisiert: «Es braucht nicht nur Worte, sondern auch Taten.» Dann käme das Vertrauen zurück, und so würden sich auch mehr Betroffene melden. 

Für viele Betroffene sei es schwer, den Mut zu fassen, überhaupt etwas zu sagen. Vreni Peterer empfiehlt die Opferhilfestellen, bei denen die Betroffenen sich auch anonym melden können. Solche gibt es in jedem Kanton. Bei diesen Stellen wird den Betroffenen zugehört und sie werden auch beraten. Meistens helfe es schon, wenn die Betroffenen zum ersten Mal mit jemandem darüber reden können. «Reden ist das Wichtigste», betont Peterer. Andere Anlaufstellen seien beispielsweise auch der französischsprachige Verein Sapec oder die dargebotene Hand.  

Kommentar (1)

  • 12.12.2023-Heidi Dettinger

    Sexuelle Gewalt bedeutet für die meisten davon Betroffenen eine derartige Verletzung, dass sie erst einmal alle Kraft aufbringen müssen, um zu überleben, den Alltag zu bewältigen, vielleicht sogar zu einzelnen Personen eine Art von Vertrauen aufzubauen. Da ist kein Platz, keine Energie mehr für anderes. Desto jünger die betroffene Person, desto tiefer die Verletzung.
    Hinzu kommt, dass das Thema “Sexuelle Gewalt” auch heute noch schuld-, angst- und schambehaftet ist und darüber hinaus den Opfern oftmals nicht geglaubt wird!
    Auch heute noch muss beispielsweise ein von sexueller Gewalt betroffenes Kind durchschnittlich neun (!) Erwachsene ansprechen, bevor ihm geglaubt wird.
    Geschaffen werden müssen nicht-konfessionelle Beratungsstellen, wo Betroffene sich persönlich, telefonisch oder auch per Internet melden können. Reden, die Gewissheit haben, dass einem geglaubt wird – und zwar ohne wenn und aber -, fundierte Beratungsangebote, Angebote, Betroffene zu begleiten (z.b. durch Schmerzensgeldklagen oder auch Opfer-Täter-Gespräche), Therapieangebote (dringend benötigt: Traumatherapien!), Anwält*innen…
    Es gibt viel zu tun, bevor Überlebende wieder Vertrauen fassen.
    Ob es jemals gelingen wird, dass den Kirchen erneut vertraut wird, wage ich zu bezweifeln.

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