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Grosse Auswahl, viele Möglichkeiten: Jugendliche vor der Berufswahl

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Berufsberaterinnen und -berater begleiten Jugendliche auf dem Weg in die Arbeitswelt. Sie haben es dabei mit jungen Menschen zu tun, die unterschiedlich weit in diesem Prozess sind und entsprechend Beratung benötigen. Tanja Tanner erzählt aus ihrem Berufsalltag.

Florist, eine kaufmännische Lehre oder doch eine Mittelschule? Erinnern Sie sich noch, über welche beruflichen Ausbildungswege Sie mit dem Berufsberater damals gesprochen haben? Vor der Frage, wohin ihr künftiger beruflicher Weg sie führen soll, stehen alle OS-Jugendliche. Ein Teil dieses Prozesses findet im Unterricht statt und gehört zum Lehrplan. Die Lehrpersonen werden dabei auch von den Berufsberatungsstellen unterstützt, die im Kanton Freiburg an die OS-Zentren angegliedert sind.

Kein Zwang

Bei Klassenbesuchen stellen die Berufsberaterinnen und -berater den Schülerinnen und Schülern der zweitletzten Stufe ihre Dienstleistung vor und bieten ihnen an, sie individuell zu beraten. «Unser Angebot ist im Unterschied zum Unterricht freiwillig», sagt Tanja Tanner, Berufsberaterin an der OS Düdingen. Zu einer Beratung zwingen könne man niemand. Obwohl die Jugendlichen alle mehr oder weniger gleichen Alter seien, befänden sie sich teils in sehr unterschiedlichen Phasen der Entwicklung.

«Für die Jugendlichen ist es eine herausfordernde Zeit», sagt sie. «Es passiert sehr viel in ihrem Leben. Sie sind in der Pubertät, und ihr Gehirn und ihr Körper befinden sich im Umbruch.» Auf dem Weg, erwachsen zu werden, gehöre auch die Auseinandersetzung mit dem künftigen Arbeitsleben. Tanja Tanner sagt:

Es ist die erste grosse Entscheidung, die sie selbst treffen müssen.

Alle früheren Entscheidungen hätten ihnen die Eltern abgenommen: «Sie müssen nun erstmals selbst Verantwortung übernehmen.» Das sei nicht für jeden Jugendlichen gleich einfach, weil sie unterschiedlich reif seien. «Für gewisse ist es einfach zu früh, sie brauchen noch Zeit.» Für sie komme allenfalls ein Zwischenjahr infrage.

237 Berufe

Die Berufswahl sei auch schwieriger geworden in den letzten Jahren, weil die Auswahl grösser geworden sei, es gibt heute in der Schweiz 187 Lehrberufe EFZ und 50 Berufe, die zu einem eidgenössischen Berufsattest führen. «Es gibt immer wieder neue Berufe und verschiedene Wege, ans Ziel zu kommen.» Die grosse Anzahl an möglichen Berufen wecke den Eindruck, einem Jugendlichen stünde alles offen. «Doch in der Realität spielen viele Faktoren eine Rolle: mangelnde Ausbildungsplätze, die Wirtschaftslage und das Angebot der lokalen Betriebe, zum Beispiel.»

Sie bricht eine Lanze für das schweizerische Berufsbildungssystem, das sehr durchlässig sei und mit Berufsmatura, Zwischenlösungen und modularen Weiterbildungsangeboten viele Möglichkeiten biete. «Auch wenn es dadurch nicht einfacher wird, den Durchblick zu finden.»

Eine ihrer häufigsten Botschaften an die Jugendlichen sei, dass ein erster Entscheid für eine Ausbildung kein Entscheid für den Rest des Lebens sei und dass es manchmal Plan B brauche, um zum Ziel zu kommen. «Das nimmt den Druck ein wenig weg.»

Via Postkarten und QR-Code erhalten die Schülerinnen und Schüler Informationen zu allen Berufsausbildungen.
Archivbild: Charles Ellena

Unterschiedlich weit

Die Beratungsgespräche laufen unterschiedlich ab. «Einige sind schon weit im Berufswahlprozess und suchen das Gespräch, um eine Entscheidung zu treffen», sagt Tanja Tanner. Diese wüssten oft schon sehr genau, welche Ausbildung sie machen wollten, und kämen allenfalls noch bei ihr vorbei, um Detailfragen zu klären. «Wir unterstützen sie beispielsweise bei der Vorbereitung für eine Schnupperlehre oder informieren sie, welche Anforderungen künftige Arbeitgeber verlangen.»

Für das erste vertiefte Beratungsgespräch reserviert die Berufsberaterin jeweils eine Lektion, also 45 Minuten. «Einige kommen allein, andere mit ihren Eltern, und man spürt im Gespräch, dass diese ihre Kinder ermuntern, sich zu informieren und zu entscheiden.» Die meisten Mütter und Väter kennen sie schon, da sie auch an den Elternabenden teilnimmt und sich und die Angebote dort vorstellt. Tanja Tanner sagt: 

Mir ist wichtig, dass die Jugendlichen ihr Anliegen selbst vorbringen. Der Ball liegt bei ihnen und nicht bei mir oder den Eltern.

Einige Jugendliche brauchen mehr Beratung als andere.
Bild: Marc Reidy

Keine Luftschlösser

Am Anfang gehe es darum, sich kennenzulernen, die Interessen abzuklären, zum Beispiel mithilfe von Interessentests, und dann auf dieser Basis berufliche Perspektiven zu entwickeln. «Ich frage zum Beispiel nach ihren Lieblingsfächern und versuche, ihnen einen Spiegel zu geben, ob die Fähigkeiten sich mit ihren Wünschen decken.» Sie könne zwar informieren, welche Anforderungen an eine Ausbildung geknüpft seien, prüfe aber nicht die Eignung des Jugendlichen für den Beruf.

Sie wolle nicht mithelfen, Luftschlösser aufzubauen, so Tanja Tanner. Sie sage aber auch niemals: «Das kannst Du nicht», sondern ermuntere die Jugendlichen, allenfalls mit einer Schnupperlehre zu prüfen, ob die Realität im Arbeitsalltag sich mit ihren Vorstellungen decke (siehe Kasten). «Oder ich zeige Alternativen auf, wenn ihr erster Wunsch praktisch nicht umsetzbar ist», führt sie aus. Beispielsweise, wenn es für den Berufswunsch des Jugendlichen gar keine Lehrstellen gibt oder dieser die vom Ausbildungsbetrieb gestellten Anforderungen nicht erfüllen könne:

Manchmal ist nach einer halben Stunde alles geklärt, manchmal braucht es weitere Termine.

Vorurteile

Immer wieder mal müssen Tanja Tanner und ihre Berufskolleginnen und -kollegen gewisse Vorurteile widerlegen. Etwa jenes, dass sie Jugendlichen von der Lehre abraten oder gezielt gewisse Ausbildungswege bevorzugt behandeln. Diese Einstellung sei ein Überbleibsel aus der Anfangszeit der Berufsberatung in den 1930-er Jahren. «Damals herrschte in einigen Bereichen Fachkräftemangel, und die Berufsberater sahen es als ihre Aufgabe, diese Lücken zu schliessen und Jugendliche gezielt Betrieben zuzuweisen.»

Davon sei man schon seit Jahrzehnten weggekommen, doch geistere der Vorbehalt noch in vielen Köpfen herum. «Wir sind neutral und haben keine Vorbehalte gegen bestimmte Berufe», betont Tanja Tanner.

Wir sind nicht für die Berufswahl der Jugendlichen verantwortlich, sondern begleiten sie nur auf diesem Weg.

«Eltern, Klassenkameraden und Lehrpersonen haben mehr Einfluss auf die Berufswahl als Berufsberaterinnen», sagt Tanja Tanner.
Bild: Marc Reidy

Einfluss der Eltern

Tanja Tanner weist auf Studien hin, aus denen hervorgeht, dass die Eltern den grössten Einfluss auf die Entscheidung des Jugendlichen hätten, dies neben Klassenkameraden, gleichaltrigen Kolleginnen und Lehrpersonen. «Obwohl sie sich mitten im Ablösungsprozess von den Eltern befinden, wollen die Jugendlichen den Eltern gefallen», sagt sie. In einigen Familien sei die Berufswahl gar kein Thema: «Einige wissen kaum, was ihre Eltern arbeiten.»

Von den Eltern betreffen die meisten gestellten Fragen die Weiterbildungs- und Verdienstmöglichkeiten sowie Karriereaussichten. «Viele Eltern stufen die Mittelschule als besseren Weg ein als eine Lehre.» Sie versuche dann jeweils aufzuzeigen, dass beides Vor- und Nachteile habe und dass es am wichtigsten sei, jenen Weg zu wählen, der den Interessen und Fähigkeiten des Kindes am besten entspreche.

In Deutschfreiburg besuchen etwa ein Drittel der Schulabgängerinnen und -gänger eine weitergehende Schule, rund zwei Drittel absolvieren eine Lehre. Im französischsprachigen Teil ist der Anteil der Lehren um einiges tiefer.

Schnupperlehre

Ein wichtiges Puzzleteil

«Schnupperlehren werden immer wichtiger», sagt Berufsberaterin Tanja Tanner. Der Bericht nach einer Schnupperlehre habe grosses Gewicht beim Entscheid eines künftigen Arbeitgebers, einem Jugendlichen eine Lehre anzubieten. «Für die Betriebe ist es ein wichtiges Puzzleteil für einen Entscheid.» Aus dem Bericht lasse sich herauslesen, ob ein Jugendlicher sich für eine Arbeit interessiere, wie er sie praktisch anpacke und wie seine Einstellung beurteilt werde. «Für die Jugendlichen ist es die einzige Möglichkeit, von der Theorie in die Praxis zu wechseln und den Alltag kennenzulernen», so die Berufsberaterin. Ganz banale Dinge wie in der Kälte zu arbeiten, lange stehen zu müssen bei der Arbeit, die Lautstärke am Arbeitsplatz und so weiter würden direkt wahrgenommen. «Diese Erfahrung können Broschüren und auch Filme nicht ersetzen.» (im)

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