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Projekt Stersmühle: Mehr Schutz für den Menschen, mehr Platz für den Fluss

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Schutz vor Hochwasser und Renaturierung der Auenlandschaft: An der Ärgera in der Stersmühle in Tentlingen ist die erste Etappe eines grossen Wasserbauprojekts abgeschlossen. Der Abschnitt, in dem jahrelang Kies aufbereitet worden ist, ist kaum wiederzuerkennen.

Der Lauf der Ärgera zwischen Plasselb und Marly befindet sich seit 1992 im Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung. Das gilt auch für den Abschnitt in der Stersmühle in Tentlingen. Hier hat vor mehr als 20 Jahren die Planung für ein grosses Projekt begonnen, das nun grösstenteils umgesetzt ist. Es vereinigte zwei Ziele: zum einen das Siedlungsgebiet in der Schwemmebene der Ärgera vor Hochwasser zu schützen, und zum anderen einen Teil des Fliessgewässers zu revitalisieren.

Riesiges Schadenspotenzial

Die Notwendigkeit eines umfassenden Schutzes vor Überschwemmung hatte 1999 eine Studie des Ingenieurbüros pb Plan AG dargelegt. Die Spezialisten schätzten damals das jährliche Risiko mit der in der Schweiz üblichen Standardmethode auf 133’000 Franken, was einer hundertjährlichen Schadensumme von 13 Millionen Franken entspricht. Denn ab den 1980er-Jahren war ein grosses Gebiet entlang des Flusses in die Bauzone gekommen. Es entstanden zahlreiche Industriebauten, aber auch Wohnhäuser.

Lange Tradition

Vor einigen Jahrzehnten hätte man das Risiko einer Überschwemmung mit einer regelmässigen Entnahme von Kies aus dem Flussbett vermindert. Doch das wäre in einem nationalen Schutzgebiet nicht mehr erlaubt. Genau dies, also die Kiesentnahme, hatte aber während vieler Jahrzehnte Tradition in der Stersmühle. Bereits 1958 hatte die Firma Fils d‘Olivier Kolly Sables et Graviers aus La Roche vom Kanton Freiburg die Konzession für ein Kieswerk erhalten.

Zwei Jahre später wurde der Betrieb zur Firma Sand und Kies Tentlingen AG und erhielt vom Kanton eine Fläche im Baurecht, um darauf eine Kiesaufbereitungsanlage zu bauen. Das Material, das die Firma verarbeitete, stammte damals direkt aus der Ärgera.

Immer mehr Verbauungen

Dies wirkte sich direkt und indirekt auf das Flussbett oberhalb und unterhalb des Kieswerks aus. Das Bett wurde tiefer, das Wasser hatte so mehr Kraft und frass sich links und rechts des Ufers immer mehr ein. Das war unter anderem bei den Fundamenten der Stersmühle-Brücke zu sehen, welche unterspült wurden.

Die ehemalige Betonsperre unterhalb der Brücke.
Bild: pbplan/zvg

Als Gegenmassnahme ist direkt bei der Brücke Mitte der 1960er-Jahren eine Betonsperre eingebaut worden, etwa zehn Jahre später entstand eine zweite weiter flussabwärts. Links und rechts des Ufers wurden immer mehr Verbauungen nötig, um die seitliche Erosion im Zaum zu behalten.

Das war auch der Grund, warum das Unternehmen ab 1974 kein Geschiebe mehr aus dem Fluss entnehmen durfte. Drei Jahre später folgte die offizielle Aufkündigung der Konzession für die Kiesaufbereitung aus dem Fluss durch den Kanton Freiburg, wie Jean-Claude Raemy, Sektorchef beim Amt für Umwelt, im Gespräch mit den FN erklärt.

Die Firma bereitete dann das Material der nahen Kiesgrube Brädelen in der Anlage auf. Nach der Beendigung des Kiesabbaus in Brädelen wurde das in der Anlage in Stersmühle aufbereitete Material aus Abbaustellen, die ausserhalb des Gemeindegebiets lagen, zugeführt. 1993 ging die Firma in Besitz der Vigier-Gruppe über. Sie nahm 1994 eine Betonzentrale in Betrieb, und die Firma tätigte verschiedene Investitionen, um den Prozess der Kiesaufbereitung zu modernisieren.

Die Anlagen für die Kiesaufbereitung reichten früher bis zur Mitte des Flussbetts.

Bild: Marc Reidy

Bund schaute genau hin

Als dann die Naturgefahrenkarte aufzeigte, dass das Siedlungsgebiet in der Stersmühle durch die Hochwasser der Ärgera gefährdet ist und ein grosses Schutzdefizit besteht, wurde die Gemeinde Tentlingen aktiv und liess ein Schutzprojekt ausarbeiten. Jean-Claude Raemy sagt: 

Weil es sich um national geschütztes Gebiet handelt, gibt es zwar mehr Subventionen, doch schaut das Bundesamt für Umwelt auch ganz genau hin, welche Arbeiten ausgeführt werden.

Die Höhe der Beiträge seien an bestimmte Forderungen gekoppelt gewesen, und eine dieser Forderungen war, dass die Kiesaufbereitungsanlage aus dem Auenschutzgebiet entfernt werden musste. Der Betrieb der Vigier Beton Romandie AG sollte sich im hinteren Teil des Geländes, weiter weg vom Ufer des Flusses konzentrieren.

Die Schutzdämme oberhalb der Brücke wurden 2015 gebaut.
Archivbild: Aldo Ellena

Giffers zahlte am Damm

Das war vor rund 20 Jahren. Ein umfassendes Hochwasserschutz- und Renaturierungsprojekt lag zwar im Laufe der Zeit auf dem Tisch. Die Umsetzung verzögerte sich, auch weil sich zuerst die Gemeinden Tentlingen und Giffers einig werden mussten. Die Gemeindegrenze liegt nur 200 Meter oberhalb der Brücke, sodass es auch im Interesse von Giffers war, dass die Gebiete dort besser gesichert wurden. Die Einigung lag nach verschiedenen Diskussionen 2010 vor.

Grosse Steinbuhnen, rechts im Bild, brechen am rechten Ufer die Kraft des Wassers.
Bild: Marc Reidy

Als erster Teil des Hochwasserschutzprojekts sind zwischen 2015 und 2016 auf rund 550 Metern Länge links und rechts des Flusses oberhalb der Stersmühle-Brücke Dämme von rund 1,5 Metern Höhe gebaut worden. «Auf der Seite der Industriezone wurde der Damm etwas höher gebaut, um dieses Gebiet besser zu schützen. So könnte das Wasser bei einem Extremereignis auf die andere Seite fliessen, wo es weniger Schaden anrichten würde», erklärt Beat Philipona. Er hat das Stersmühle-Projekt als letztes seiner beruflichen Tätigkeit im Ingenieurbüro pb Plan betreut:

Der Damm ist heute komplett überwachsen und kaum noch als solchen wahrzunehmen.

Um die Eigentumsverhältnisse zu bereinigen, hat der Kanton von privaten Landbesitzern und der Gemeinde Land abgekauft. Dieser Projektabschnitt hat rund 800’000 Franken gekostet. 80 Prozent davon waren über Subventionen gedeckt, den Rest haben die beiden Gemeinden übernommen.

So sah es in der Kiesaufbereitungsanlage 2017 aus.
Archivbild: Aldo Ellena

Kanton ordnet Rückbau an

Der zweite Teil des Projekts umfasste die Renaturierung des Abschnitts, an dem jahrzehntelang Kies entnommen und aufbereitet worden ist. Im Oktober 2011 erhielt die Firma Vigier Beton Romandie AG vom Kanton die Mitteilung, dass ihr das Baurecht, das der Vorgängerfirma rund 50 Jahre zuvor erteilt worden war, entzogen wird. Vigier Beton Romandie AG wurde gleichzeitig dazu aufgefordert, das Gelände zurückzubauen und instandzustellen. «Die genauen Bedingungen haben wir in einer Vereinbarung mit dem Kanton festgehalten», sagt Daniel Schneuwly, Verwaltungsratspräsident der Firma Vigier Beton Romandie AG. «Im Gespräch haben wir gute Lösungen für die Umsetzung gefunden. Es verlief alles in geordneten Bahnen.» Dies bestätigt auch Jean-Claude Raemy. «Zwischen Kanton, Gemeinde und der Firma Vigier gab es eine gute Zusammenarbeit.»

Die Renaturierung hat rund 600’000 Franken gekostet. Die wasserbaulichen Arbeiten (etwa 480’000 Franken) wurden mit 80 Prozent von Bund und Kanton subventioniert, was einem Betrag von 385’000 Franken entspricht. Die Firma Vigier übernahm die Kosten des Rückbaus und im Umfang von rund 60’000 Franken einen Teil der Restkosten für den Hochwasserschutz. Für die Gemeinde verblieben Restkosten in der Höhe von 140’000 Franken.

Ein ganz neues Flussbett

Das Resultat ist gut sichtbar. Wer vor fünf Jahren auf der Höhe der Firma Vigier in Tentlingen am Flussufer unterwegs war, wird das Gelände heute nicht wieder erkennen. Frühere Betonelemente sind entfernt worden, die untere Sperre gibt es ebenfalls nicht mehr, das Bachbett ist ausgeweitet worden. Am rechten Ufer bremsen Uferbuhnen die Kraft des Wassers. Die früheren Absetzbecken, die zur Kiesaufbereitung gehörten, sind nun teilweise zu Biotopen geworden, in denen das erste Frühlingsquaken von Fröschen zu hören ist.

In ehemaligen Absetzbecken leben heute Frösche und andere Amphibien.
Bild: Marc Reidy

Der Fluss hat nun fast wieder die gleiche Breite, wie er sie vor gut 100 Jahren hatte, wie auf einer Luftaufnahme zu sehen ist. Das Wasser kann sich seinen Weg suchen. Im Fluss gibt es Kiesinseln, auf denen Erlen und andere Bäume zu wachsen beginnen, bis ein Hochwasser sie wieder wegfegt – so wie es in einem Auenwald sein soll.

Vorher-Nachher: Schieben Sie den Regler in der Mitte der beiden Bilder (pbplan/zvg) nach links und rechts und sehen Sie, wie sich die Situation zwischen 2013 und 2023 verändert hat:

Die Firma Vigier hat alle Bauten und Anlagen entfernt, allein 8400 Kubikmeter Betonreste aus alten Buhnen und Uferbefestigungen, wie Daniel Schneuwly erklärt. Dazu kommen noch Gebäude wie etwa der hohe Turm und die Aufbereitungsanlage.

Im Rahmen des Renaturierungsprojekts wurden auch neue Parkmöglichkeiten entlang des Flussufers geschaffen, da frühere durch den Dammbau verloren gegangen sind. Syndic Gerhard Liechti sagt:

Dafür sind wir dankbar, denn die Ärgera ist ein beliebtes Naherholungsgebiet.

Zweite Etappe

Als nächster Schritt folgt der Neubau der Brücke

Die zweite Etappe des Hochwasserschutzprojekts in der Stersmühle ist noch in Planung. Es handelt sich um den Ersatz der alten Betonbrücke über die Ärgera. Am über 70 Jahre alten Bauwerk nagt der Zahn der Zeit. Sie ist in einem schlechten Zustand: Der Beton ist porös, die Fundamente schlecht, der Belag beschädigt, die Ablaufrohre verrostet. Die Gemeinde hat als Varianten eine Sanierung und einen Neubau ausgearbeitet und sich für Letzteres entschieden. Die Gemeinde hat im Mai 2017 einen Kredit von 1,752 Millionen Franken gesprochen, dem Tentlinger Anteil am 4,3 Millionen Franken-Projekt. Um dafür zu sorgen, dass die Brücke nicht mehr zu einem Flaschenhals wird, wird es eine 50 Meter lange Brücke geben, also doppelt so lang wie heute. Die neue Brücke wird im Gegensatz zu heute für 40-Tönner ausgerichtet sein und hat zwei Fahrbahnen. Doch noch dauert es eine Weile, bis die ersten Fahrzeuge den Fluss über das Bauwerk überqueren. Gemäss Gerhard Liechti, Syndic von Tentlingen, liegt die Baubewilligung vor. In einigen Wochen beginnt die Ausschreibung für das Generalunternehmen. «Wir hoffen, dass wir bis Ende dieses Jahres das Subventionsgesuch einreichen können.» Wenn alles nach Plan verläuft, würden die Arbeiten in gut einem Jahr, also Frühling 2025, anfangen und Ende 2025 beendet sein. (im)

Die Brücke über die Ärgera soll bis Ende 2025 neu gebaut werden.
Bild: Marc Reidy

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