Der Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle widmet seine kommende Ausstellung den Fotografien des Künstlers Rico Weber. Dieser knipste nicht die Sehenswürdigkeiten der Städte, sondern die vernachlässigten Bereiche der Stadtlandschaft.
Fotografien aus Berlin, Krakau, Paris und Venedig: Überall, wohin der Künstler Rico Weber gereist ist, hat er seine Kamera mitgenommen und die Stadt erkundet. Nicht die typischen Sehenswürdigkeiten haben ihn interessiert, sondern die vernachlässigten Gassen, die verlassenen Plätze und spezifische Details. Urban Exploring, kurz Urbex, nennt sich diese Mischung aus Stadtrundgang und Kunstbewegung.
Zum ersten Mal ausgestellt
«Eine Idee von Realität» heisst die Ausstellung im Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle, die sich Rico Webers Fotografien widmet, am 22. September startet und bis 23. Juni 2024 zu sehen sein wird. «Es ist das erste Mal, dass Rico Webers Fotografien so ausgestellt werden», unterstreicht Caroline Schuster Cordone, Vizedirektorin des Museums für Kunst und Geschichte Freiburg und Leiterin des Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle, am Dienstag vor den Medien.
Wir ehren ihn mit dieser Ausstellung als Fotografen.
Hydranten und Fassaden
Die ausgestellten Fotografien entstanden alle Anfang der 2000er-Jahre, entweder auf seinen Reisen für die Projekte mit Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely oder auf privaten Ausflügen. Er habe immer und überall fotografiert. «Er hat die Stadt dadurch anders entdeckt.» Die Industrie, elektrische Installationen und vor allem Hydranten sowie Fassaden haben ihn schon immer fasziniert. «Er selbst sah sich als Fotojäger, der nach diesen Motiven jagte, wo immer er war», sagt Schuster Cordone. Und er war ein Sammler solcher Sujets.
Er sah die Schönheit in verlassenen Orten.
In Venedig beispielsweise hat er nicht den berühmten Markusplatz oder den Markusdom vor die Linse genommen, sondern die Wäscheleine eines Hauses, Fensterläden, einen überfüllten Abfalleimer und die Eingangstüre des Büros der Partei Rifondazione Comunista. Fenster, Türen, verblasste Fassaden, bröckelnde Wände, veraltete Stromleitungen und Rohre, Klingeln und eine Sammlung von unterschiedlichsten Hydranten aus verschiedenen Ländern in allen Farben und Formen sind in der Ausstellung zu entdecken. «Das ist Poesie des Alltags. Er hat diese besonderen Themen ausgewählt und in Szene gesetzt. Man lernt die Wirklichkeit anders kennen.»
Reliefs und Dokumentarfilm
Die Ausstellung steht im Dialog mit einigen seiner Reliefs, die zwischen den Fotografien ausgestellt sind. Auch übermalte Polaroidaufnahmen und Postkarten sind Teil der Exposition. Der Dokumentarfilm von Stefan Hugentobler «Rico Weber – Spurensuche im magischen Kabinett» zeigt das Leben des Schweizer Künstlers anhand unveröffentlichter Film- und Fotodokumenten aus der Zeit zwischen 1970 und 2000.
Die Vernissage findet am Do., 21. September, um 18.30 Uhr statt. Weitere Informationen: www.mahf.ch.
Zur Person
Der Künstler Rico Weber
Rico Weber kam im Jahr 1942 in Hinwil im Kanton Zürich auf die Welt. Er machte eine Lehre als Tapezierer und Dekorateur in Zürich und ging nach Abschluss seiner Lehre auf Reisen durch Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich, Holland und Skandinavien. Ende der 1960er-Jahre lernte er die Kunstschaffenden Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely kennen und begann für sie und mit ihnen zu arbeiten. An berühmten Werken wie «Cyclope», «Golem» und dem «Tarot-Garten» war er beteiligt. Seit den 1970er-Jahren verfolgte Weber, nebst seiner Tätigkeit als Assistent, seine eigene Karriere als Künstler und hatte einige Ausstellungen. Seine künstlerischen Aktivitäten umfassten Fotografien, Malereien und Skulpturen. Ende der 1970er-Jahre liess sich Weber in St. Ursen im Sensebezirk nieder. Im Jahr 2002 starb er nach langer Krankheit einen Tag nach seinem 62. Geburtstag. Er vermachte sein Werk, seine Privatsammlung und sein Archiv dem Kanton Freiburg. km
Kommentar (0)
Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.
Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.