Neue Leitung Sensler Museum: «Sensler Kultur ist mehr als Tradition»

Gaëtan Favre heisst der künftige Leiter des Museums in Tafers. Mit dem 29-jährigen Sensler soll ein neues Kapitel in der Geschichte der bald 50-jährigen Institution aufgeschlagen werden.

Lange war es still um das Sensler Museum. Nach dem Rücktritt des langjährigen Stiftungsratspräsidenten Beat Hayoz (die FN berichteten) und der Kündigung von Dominique Chappuis Waeber nach nur einem Jahr als Museumsleiterin war unklar, wie die Zukunft des bald 50-jährigen Museums aussehen wird.

Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Neuer Leiter des Sensler Museums soll der in Schmitten wohnhafte Tafersner Gaëtan Favre werden. Dies schreiben die Verantwortlichen am Donnerstag in einer Medienmitteilung. Auf Mandatsbasis kuratiert der 29-Jährige bereits jetzt die nächste Wechselausstellung. Deren Vernissage geht am 24. März über die Bühne. Per 1. Juni wird Favre dann offiziell die Leitung übernehmen.

Weiter teilen die Verantwortlichen mit, dass Claudia Gfeller-Vonlanthen zur Stiftungsratspräsidentin gewählt wurde. Sie hatte das Amt bereits letzten Juni nach dem Rücktritt von Beat Hayoz ad interim übernommen. Der Dialektologe, Historiker und Kulturredaktor André Perler wurde ausserdem neu in den Stiftungsrat des Sensler Museums gewählt.

Im Gespräch mit den FN betont der künftige Leiter, dass er sich auf seine neue Position freut:

Ich habe gemerkt, dass der Stiftungsrat sich traut, das Sensler Museum offen zu hinterfragen. Man will in Zukunft etwas Neues anbieten, ohne die eigenen Wurzeln zu vergessen – das ist eine äusserst spannende Umgebung.

Gaëtan Favre
Neuer Leiter Sensler Museum

Neue Visionen

Der Stiftungsrat habe sich aber nicht nur über die künftige Leitung Gedanken gemacht. Er entwickle aktuell auch die Grundlagen für die strategische Weiterentwicklung des Museums. In den letzten Monaten hätten diverse Workshops, Gespräche und Treffen mit Gemeindevertreterinnen, Vertretern der Kulturszene, Partnern und Sponsoren stattgefunden. «Die Antwort auf die Frage, ob es im Sensebezirk überhaupt ein Museum brauche, lautete: Ja, wir wollen ein Museum», schreibt der Stiftungsrat. Auf Anfrage der FN führt Claudia Gfeller-Vonlanthen aus:

Wir haben den Mut aufgebracht, den Gemeinden die Grundsatzfrage zu stellen, und waren sehr erfreut darüber, dass die Existenz des Sensler Museum in keiner Weise infrage gestellt wurde.

Claudia Gfeller-Vonlanthen
Stiftungsratspräsidentin Sensler Museum

Ganz kritikfrei seien die Gespräche aber nicht gelaufen: «Die Gemeinden wünschen sich mehr Transparenz, sie wollen wissen, was mit ihrem Geld passiert», so Gfeller-Vonlanthen. 

Darum sei sie jetzt in Kontakt mit dem Gemeindeverband. «Ich hoffe, dass wir an seiner Delegiertenversammlung ab und zu eine Plattform erhalten, um über die neusten Entwicklungen im Museum zu informieren.»

Moderner Anstrich

Innovative Projekte und ein jüngeres Publikum scheinen auf der Wunschliste des Stiftungsrats ganz oben zu stehen. Gaëtan Favre solls richten. «Als relativ junger Museumsleiter wird er eine Brücke zwischen den Generationen bauen und Konzepte erarbeiten, welche auch jüngere Menschen ansprechen sollen», so die Hoffnung des Stiftungsrats.

Favre absolviert aktuell ein Masterstudium in Geschichtsdidaktik und öffentlicher Geschichtsvermittlung. Auch dies ist dem Stiftungsrat wichtig: Man habe bewusst nach einer Person gesucht, die Kompetenzen im Bereich des Kulturmanagements mitbringe.

Wo genau die Reise des Museums hingehen wird, ist aktuell noch nicht klar. «Wir stehen mitten in diesem Prozess», sagt Favre. Entwicklungspotenzial sehe er jedoch schon jetzt in der Lokalität des Museums. «Wir sind als Institution nicht an Holz, Stein und Fundamente gebunden», betont Favre.  Zu den wichtigsten Aufgaben des Museums gehöre die Wissensvermittlung. «Und das können wir auch ausserhalb des Hauses tun.» Das Sensler Museum sei schliesslich ein Bezirksmuseum. «Diesen Raum wollen wir ausfüllen.»

Aber nicht nur Gaëtan Favre will frischen Wind ins Museum bringen – auch die frisch gewählte Stiftungsratspräsidentin will eine Art Frühlingsputz vorantreiben. «Wir werden viel überdenken und überarbeiten», sagt Claudia Gfeller-Vonlanthen im Gespräch mit den FN. «Ist es ein Museum, oder ist es ein Kulturraum? Mit solchen Fragen werden wir uns beschäftigen.» Man wolle ein Museum bleiben, betont Gfeller-Vonlanthen, aber auch offen für Neues sein.

Das Traditionelle soll nicht auf der Strecke bleiben, aber hinter der Sensler Kultur steckt noch so viel mehr als nur Tradition.»

Claudia Gfeller-Vonlanthen
Stiftungsratspräsidentin Sensler Museum