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Thierry Jobin über das Fiff-Programm: «Wir haben keine Angst vor dem Populären»

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Nach langem Warten startet am Freitag das Filmfestival Freiburg. Im FN-Gespräch erklärt Programmdirektor Thierry Jobin, warum im Pandemiejahr ein besonders gutes Programm entstanden ist, wann ihn Filme langweilen und was Musicals mit globalen Krisen zu tun haben.

«Es wurde langsam Zeit», sagt Thierry Jobin und nippt an seinem Kaffee. Die Wand hinter ihm ist übersät mit kleinen Post-its in allen Farben, die mit Filmtiteln bekritzelt sind  – das Programm des diesjährigen Filmfestivals Freiburg (Fiff) in seiner analogsten Form, ein Statement gegen das Digitale, das in den letzten Monaten so omnipräsent wurde.

In diesem Raum im ersten Stock des Alten Bahnhofs in Freiburg haben Jobin und sein Team im vergangenen Jahr ihr Hauptquartier eingerichtet, belagert von den Wirrungen des Pandemiejahrs: Das letzte Fiff musste abgesagt, das diesjährige in den Sommer verschoben werden, eine rein digitale Version stand nie zur Debatte. «Wir haben zwei Jahre der intensiven Planung, der Rückschläge und Enttäuschungen hinter uns und wollen jetzt endlich starten», so Jobin.

Krise bietet Chancen

In diesen unsicheren Zeiten ein Programm zusammenzustellen, sei zunächst nicht einfach gewesen: «Wir konnten zwar auf Filme und ganze Filmsektionen zurückgreifen, die wir schon für das letzte Jahr geplant hatten», sagt er. Aber als die Filmindustrie quasi eingeschlafen sei und Film um Film verschoben wurde, habe er auch umdenken müssen.

Doch als sich die Situation im Frühjahr langsam wieder gebessert habe, hätten sich plötzlich ungeahnte Chancen aufgetan: «Filmfestivals bieten den Filmstudios und Filmemachern nun die Möglichkeit, sich ganz neu zu lancieren», so Jobin. «Und da viele andere Festivals abgesagt wurden, hatten wir plötzlich die Möglichkeit, Filme von besonderer Qualität und Bedeutung zu buchen, die wir in den vergangenen Jahren nie hätten programmieren können.» So sei für das erste Fiff seit 2019 ein Programm entstanden, das die vorhergehenden an Vielfalt noch übertreffe: «Wenn ich an Festivals gehe, langweilt es mich, wenn ich vier Filme anschaue und am Ende das Gefühl habe, ich hätte vier Mal den gleichen Film gesehen. Das wollen wir unserem Publikum ersparen», sagt Jobin.

Keine Berührungsängste

Seinem grundlegenden Geheimrezept sei das Fiff-Team deshalb auch in diesem Jahr treu geblieben: «Wir haben keine Angst vor dem Populären. Wir konzentrieren uns im Gegensatz zu anderen Festivals nicht ausschliesslich auf das Autorenkino und haben keine Berührungsängste mit Filmen, die man üblicherweise eher dem Unterhaltungskino zuordnet», erklärt Jobin.

«Wichtiger ist, dass die Filme die ganze Vielfalt des Kinos weltweit repräsentieren.» So steht im diesjährigen Programm neben einem formvollendeten chinesischen Drama eine argentinische Weihnachtskomödie und neben einem ukrainischen Boxerfilm ein südkoreanischer Liebesfilm mit Tränengarantie. «Einige Filme sind wahre Schocker, andere sind eher etwas fürs Gemüt», sagt Jobin. «Wir haben etwa 2000 Filme für den Wettbewerb gesichtet und haben schliesslich die Filme ausgewählt, die uns besonders berührt haben. Das war seit jeher unsere Strategie. Wir sind überzeugt, dass diese Filme auch dem Publikum zusagen werden.»

Am Puls der Zeit

Auch die grösste der Parallelsektionen ist in diesem Jahr noch stärker als sonst auf das breite Publikum zugeschnitten. Sie ist dem Musikfilm gewidmet und zeigt neben Dokumentationen über Musiker und Bands vor allem Klassiker des Musikfilms, die das Fiff zum Teil in einer Publikumsabstimmung ermittelt hat. So dürften dieses Jahr zum Beispiel das Hippie-Musical «Hair», die Abenteuer der «Blues Brothers» oder Baz Luhrmanns Kitsch-Epos «Moulin Rouge» zu den grossen Publikumsmagneten zählen.

Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil einige der Musikfilme unter freiem Himmel gezeigt werden, um die Zuschauer auch bei schönem Wetter auf die Kinosessel zu locken. Denn ein Filmfestival im Sommer zu veranstalten habe auch seine Tücken: «Es gibt so viele andere Dinge, die in diesem Sommer nachgeholt werden, und die Leute werden vielleicht nicht als Erstes ans Kino denken», so Jobin.  

Doch auch wenn die Musik-Sektion bereits vor der Pandemie entstanden ist, hat sie laut Thierry Jobin etwas sehr Zeitgeistiges an sich: «Aktuell passiert etwas, das in der Filmindustrie in Krisenzeiten immer passiert ist: Die Musical-Komödie kehrt zurück», erklärt er. «Wir befinden uns damit in einer sehr alten Tradition und gleichzeitig am Puls der Zeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg boomten solche auf den ersten Blick unbekümmerten Filme zum Beispiel auch, und heute, mitten in der Corona-Krise, kehren sie wieder zurück.» So hat zum Beispiel erst kürzlich ein Musical-Film das Filmfestival in Cannes eröffnet, Spike Lee soll demnächst ein Musical herausbringen, und Steven Spielberg arbeitet gerade an einem Remake der «West Side Story».

«Womöglich bringen all diese Musikfilme auch einen Optimismus zum Ausdruck, den wir seit einigen Monaten beobachten: Nach dem Schock der Pandemie ist die Filmwelt zusammengestanden, wir haben sehr viel Solidarität gespürt», sagt Jobin. «Als wir letztes Jahr absagen mussten, wollten uns viele Zuschauer unterstützen, sie kauften sogar die vorgedruckten, aber letztlich unbrauchbaren Programmhefte», so Jobin. Und vielleicht bricht sich in diesem Hunger nach leichten, beschwingten Musikfilmen auch eine Sehnsucht nach einer Zeit Bahn, in der die Strapazen der vergangenen Monate vorbei und vergessen sind, eine Zeit der vollen Kinos und des sorglosen Zusammenseins. Einen Vorgeschmack darauf wird das Fiff nächste Woche bestimmt schon mal bieten können.

Eröffnung

Das Fiff verspricht eine musikalische Eröffnung der Superlative

Heute Abend wird das Filmfestival Freiburg offiziell eröffnet. «Wir haben etwas Aussergewöhnliches vorbereitet. So etwas haben unsere Zuschauer noch nie gesehen», kündigt Thierry Jobin im Gespräch mit den FN an. Für das Eröffnungsspektakel hat das Fiff mit dem traditionellen Orchester Landwehr zusammengearbeitet. Was das Publikum genau erwartet, ist bis dato noch geheim. Für die eigentliche Eröffnungsgala sind zwar nur geladene Gäste zugelassen. Die Show wird aber in einem zweiten Kinosaal für das breite Publikum live übertragen. Es sind noch Tickets erhältlich.

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