Bauer Daniel Schaller hat dieses Jahr in Wünnewil eine exotische Kultur angebaut: Erdnüsse. Auf vorerst vierzig Aren probiert er aus, ob der Anbau in der Schweiz funktioniert: Die Pflanzen mögen es trocken und warm – und trotzen so dem Klimawandel.
Daniel Schaller öffnet die Hülse der frischen Erdnuss, die direkt aus dem Boden kommt. Er nimmt sie heraus und kostet: «Es schmeckt wie eine rohe Erbse», stellt er fest. Es ist Erntetag und der Landwirt steht am Rande seines 40 Aren grossen Feldes in Elswil, wo er dieses Jahr versuchsweise Erdnüsse angebaut hat. Eine exotische Kultur, die nur wenige Bauern in der Schweiz für sich entdeckt haben. Schaller kann sie an einer Hand abzählen.
Tatsächlich ist die Erdnuss eine besondere Pflanze: Auf den ersten Blick sehen die Blätter fast so aus wie die von Klee. Das ist kein Wunder, denn die Erdnusspflanze gehört zur Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchte, zu der ebenfalls Klee und Erbsen gehören. So lässt sich auch der ähnliche Geschmack erklären. Rund um die Erdnuss in der Hand von Daniel Schaller zeigt sich eine feine, rötlich-braune Hülse. «Das ist das Zeichen dafür, dass sie reif sind», weiss er.
Alternative zu Knoblauch
Darauf, Erdnüsse anzubauen, kam er, weil er eine Alternative zum Anbau von Bio-Knoblauch suchte. Sieben Jahre lang hat Daniel Schaller diese Kultur angebaut. Eine Preissenkung der Detailhändler wollte und konnte er nicht mehr mitmachen und hat sich schweren Herzens dazu entschieden, den Anbau auszusetzen. Die Infrastruktur, die er dafür benötigte, wollte er aber nicht ungenutzt lassen. Dazu gehört eine Trocknungsanlage. «So kam ich auf die Idee, es mit Erdnüssen zu probieren», so Schaller. Die Trocknungsanlage kann er nun dafür nutzen, um die Erdnüsse nach dem Ernten zu trocknen.
Er sieht auch einen gewissen Vorteil gegenüber dem Bio-Knoblauchanbau: «Die Erdnüsse sind einfach zu lagern, im Gegensatz zu Knoblauch.» Sie seien aber etwa gleich arbeitsintensiv: Die Unkrautbekämpfung passiert zu einem grossen Teil von Hand. «Ganz am Anfang ist die Erdnusspflanze eine zarte Pflanze», sagt Schaller. Wenn die Pflanzen grösser sind, kann das Feld auch mit Maschinen gejätet werden.
Gerne trocken
Nebst dem Versuch mit Erdnüssen baut Daniel Schaller auf seinem biologisch bewirtschafteten Hof auch andere, etwas besondere Kulturen an, so zum Beispiel Lein (auch bekannt unter dem Namen Flachs) und Hirse. Das wärmere Klima ist für ihn ein Ansporn, neue Dinge auszuprobieren. Er findet:
Um zu reagieren, ist es zu spät, du musst agieren. Und ich probiere gerne etwas Neues aus.
Daniel Schaller
Landwirt
Er fügt lachend hinzu: «Aber es kann auch in die Hose gehen.» So wie bei den Erdnüssen: Die Krähen haben ihm nach der ersten Saat die ganzen Erdnüsse wieder aus dem Boden weggefressen. Er hat nicht aufgegeben und konnte nochmals Saatgut organisieren.
Auf dem eher sandigen Boden auf dem Land von Daniel Schaller gedeihen die Erdnüsse gut. Die Erdnusspflanzen haben es gerne trocken. Er sagt:
Erdnusspflanzen brauchen fast kein Wasser. Das Wetter diesen Sommer war ideal.
Daniel Schaller
Landwirt
Nüsse entwickeln sich im Boden
Im Mai säte Daniel Schaller mit einer Maissämaschine aus. Das Erdnusssaatgut hat er aus Amerika bestellt. In den rund vier Monaten, in denen die Pflanze wächst, entwickeln sich die Erdnüsse. Das Spezielle bei Erdnusspflanzen: Ist die Blüte befruchtet, wächst sie in den Boden hinein. Dort reift die Frucht – also die Erdnuss – heran.
Am Erntetag ist nebst Daniel Schaller auch seine Praktikantin Géraldine und sein Praktikant Tim dabei. Daniel Schaller fährt mit dem Traktor und der angehängten Maschine entlang der ersten Reihen der Erdnüsse, die sie aus dem Boden hebt. «Mit dieser Maschine ernten wir sonst Zwiebeln», sagt Schaller. Da es in der Schweiz (noch) keine Maschinen für die Erdnussernte gibt, muss er improvisieren. Das bedeutet auch mehr Handarbeit: Nach der Durchfahrt des Traktors kehren die zwei Praktikanten die Erdnusspflanzen um, sodass die Nüsse oben sind und trocknen können. Dafür gibt es zum Beispiel in Amerika spezielle Maschinen.
Zufrieden mit der Ernte
Mit der Entwicklung der Kultur ist Daniel Schaller nach der ersten Begutachtung mehr als zufrieden. Erfreut sagt er:
Ich hätte nicht erwartet, dass so viele Nüsse an den Pflanzen dran sind.
Daniel Schaller
Landwirt
Die Erdnüsse trocknen nun einige Tage auf dem Feld. Danach heisst es schon wieder Handarbeit: Bei jeder einzelnen Pflanze müssen die Erdnüsse von Hand abgelesen werden, auch hierfür gibt es in den Anbauländern spezielle Dreschmaschinen. Die Erdnüsse kommen, nachdem sie von den Pflanzen getrennt wurden, noch für etwa drei Wochen in die Trocknungsanlage.
Am Schluss noch rösten
Nach der Trocknung sind die «Spanischen Nüssli» aber noch nicht ganz fertig: Sie müssen noch geröstet werden. Es ist der einzige Schritt, den Daniel Schaller nicht bei sich selber machen kann. Da in der Schweiz viele Erdnüsse auch für Europa geröstet werden, hat er einen Schweizer Verarbeitungsbetrieb gefunden, der für ihn die Erdnüsse röstet. «Ich schätze, von der ganzen Fläche gibt es etwa 500 Kilogramm geröstete Erdnüsse», sagt Schaller. Ab Anfang November sind die Schweizer Erdnüsse fertig verarbeitet und für den Verkauf bereit. Schaller verkauft sie im eigenen Verkaufsautomaten auf dem Hof und in ausgewählten Hofläden.
Schaller sagt:
Das Coolste wäre, wenn an der Freiburger Sankt-Nikolaus-Feier Sensler Erdnüsse verteilt würden.
Daniel Schaller
Landwirt
Es wird sich zeigen, ob es ein kühner Traum bleibt oder vielleicht sogar schon bald in Erfüllung geht. Aktuell sieht Daniel Schallers Projekt der Sensler Erdnüsse vielversprechend aus – sein Ziel ist es, die Kultur nächstes Jahr auf einer etwas grösseren Fläche anzubauen.
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