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Die Vielfalt des Lebens im Naturhistorischen Museum 

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«#Biodiversität Freiburg»: Unter diesem Titel präsentiert das Naturhistorische Museum Freiburg eine Ausstellungsreihe, die aktuell dem Maikäfer gewidmet ist und die in einer FN-Sommerserie Niederschlag findet. Ein Gespräch mit Museumsdirektor Peter Wandeler.

Peter Wandeler, 2019 lancierte das Naturhistorische Museum Freiburg eine Ausstellungsreihe zur Vielfalt des Lebens im Kanton Freiburg. Was ist die Idee hinter diesem Projekt?

Es ist eine der grossen Aufgaben eines jeden naturhistorischen Museums, der Bevölkerung die Diversität des Lebens näherzubringen. Dazu gehört die Bio- und die Geodiversität. Die Menschheit hatte in den letzten hundert Jahren leider einen negativen Einfluss auf die Vielfalt der Lebensräume, Arten und die genetische Zusammensetzung der Natur. Auf der Zeitachse der Erdentwicklung sind hundert Jahre zwar sehr kurz, gemessen an einem Menschenleben aber lang. Das heisst, wir nehmen diese Veränderungen nicht so stark wahr. Insofern ist der Rückgang der Artenvielfalt ein schleichender Prozess, den wir sichtbar machen wollen.

Wie geschieht das in der Maikäfer-Ausstellung, die im Rahmen der Biodiversitätsreihe aktuell läuft?

Indem wir die Leute in der Vergangenheit abholen. Denn ältere Personen, wie meine Mutter, haben noch ganz andere Erinnerungen an die Maikäfer als ich oder als meine Tochter, die gar keine hat.

Das Museum greift damit auch ein gesellschaftspolitisch brisantes Thema auf. 

Ja, der Bund hat vor ein paar Jahren seine Biodiversitätsstrategie vorgestellt, und der Kanton Freiburg hat ebenfalls seine Strategie für mehr Biodiversität präsentiert. Jetzt geht es darum, wie wir den Rückgang bremsen wollen und wie viele Ressourcen wir als Gesellschaft bereit sind, dafür zu investieren. 

Und was ist dabei die Rolle des Museums?

Unsere Aufgabe ist es, die breite Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren. Aus diesem Grund schauen wir ganz konkret auf die Biodiversität im Kanton Freiburg.

Wir wollen die Menschen da abholen, wo sie zu Hause sind. So können wir leichter einen Bezug zum Thema schaffen, als wenn wir über den Tiger in Asien sprechen. 

Wie steht es denn um die Biodiversität im Kanton Freiburg im Unterschied zu anderen Regionen in der Schweiz?

Der Kanton Freiburg steht mindestens so schlecht da wie der Durchschnitt der restlichen Schweiz. Das hängt auch damit zusammen, dass sich der Kanton Freiburg über sehr heterogene Naturräume ausdehnt und in den ursprünglichen Feuchtgebieten einen sehr starken Rückgang der Biodiversität verzeichnet. 

Welche Konsequenzen hat das für den Menschen?

Wir sind Teil der Natur und damit auch abhängig von ihr. Die Ravioli kommen nun mal nicht aus dem Supermarkt, sondern sie bestehen aus Substanzen, die wir aus der Natur gewinnen, und die wir für unsere Ernährung brauchen. Nahrungs- und Futterpflanzen wiederum sind oftmals abhängig von Wildtieren, die sie bestäuben, und so weiter. Was mir aber vor allem am Herzen liegt, ist:

Je breiter die Basis für die Vielfalt ist, umso besser können sich die Natur wie auch die Gesellschaft an neue Bedingungen anpassen.

Denn, nur wenn es eine grosse Artenvielfalt gibt, besteht die Chance, dass einige Arten auch unter neuen Vorzeichen, wie zum Beispiel der klimabedingten Trockenheit, überleben können. Zudem leben Arten nicht einfach nebeneinander her, sondern sie bilden ein hochkomplexes Netzwerk, das sich gegenseitig beeinflusst. Die Natur ist zwar unglaublich flexibel, aber wenn sie nichts mehr hat, womit sie sich weiter entwickeln kann, dann haben wir Menschen ein Problem, und zwar das grössere als die Natur selbst. Denn diese wird schon wieder einen Weg finden, auch wenn dies seine Zeit brauchen wird.

Was kann uns denn der Maikäfer über die dramatische Abnahme der Artenvielfalt erzählen?

Der Maikäfer hat die verrückte Geschichte, dass er zu häufig vorkam, sodass er von den Menschen – wohl zu Recht – als Schädling wahrgenommen wurde und innerhalb von drei Generationen nahezu ausgemerzt wurde. Die Menschen wurden im Kanton Freiburg dafür bezahlt, ihn zu vernichten, und wurden sogar bestraft, wenn sie es nicht taten. Später ging man gegen den Maikäfer mit der grossen Chemiekeule vor. 

Ein aus heutiger Sicht ungeheuerlicher Vorgang, von dem viele nichts mehr wissen. Dennoch ist der Maikäfer irgendwie immer noch präsent, auch bei jüngeren Menschen, die ihn allerdings vor allem in Form von Schokolade kennen, oder gut und gerne auch mal mit dem Marienkäfer verwechseln. 

Darum eignet sich der Maikäfer besonders, um die Bevölkerung für das Thema Biodiversität zu sensibilisieren. Denn eine Art kann immer zweimal aussterben: einerseits im biologischen Sinn, sodass sie in einem Gebiet nicht mehr vorkommt. Andererseits aber auch dann, wenn sie aus dem kollektiven Gedächtnis der Gesellschaft verschwindet, weil man sich nicht mehr an sie erinnern kann. In diesem Spannungsfeld liegt der Maikäfer, der nach wie vor ein Sympathieträger ist und an den wir uns über die gesammelten Geschichten erinnern. 

Lernen wir dadurch, uns in Zukunft in Bezug auf andere Arten anders und hoffentlich besser zu verhalten?

Ich denke und hoffe schon. Denn der Verlust der Biodiversität ist ein schleichender Prozess.

Wenn nur das Hier und Jetzt betrachtet wird, könnte man davon ausgehen, dass dies der Normalzustand ist. Dabei ist der aktuelle Zustand schon wahnsinnig komprimiert.  

Die Ausstellungsreihe zur Biodiversität ist ein sogenanntes Citizen-Science-Projekt. Das ist eine Form offener Wissenschaft, bei der Projekte unter Mithilfe interessierter Nichtfachleute durchgeführt werden. Wie konkret beziehen Sie bei der Maikäferausstellung die Bevölkerung mit ein?

Wir haben die Bevölkerung über verschiedene Kanäle aufgerufen, Beobachtungen, Fotos und lebendige Exemplare von Maikäfern bei uns zu deponieren, sie aber auch ermuntert, uns ihre Anekdoten mit Maikäfern einzusenden. 

Welchen wissenschaftlichen Wert hat diese Form der Partizipation?

Dieser ist nicht zu unterschätzen. Wir überprüfen die Beobachtungen, bestimmen die Tiere und übermitteln die Daten an die nationale Datenbank von Info Fauna, wo sie jedem Forscher und jeder Forscherin oder interessierten Person zur Verfügung stehen. Es ist zwar eher eine kleine Datenmenge, diese leistet aber einen wertvollen Beitrag für das Gesamtbild.

Welche Rolle spielen die museumseigenen Sammlungen für die Wissenschaft?

Unsere Sammlungen sind ein ökologisches Archiv und somit auch ein Gewissen der Gesellschaft. Sie zeigen auf, was vor 50, 100, 150 Jahren bei uns lebte, was sich in der Zwischenzeit verändert hat oder was es eben nicht mehr gibt. Sie sind aber auch ein Fundus zur Beantwortung aktueller und künftiger Forschungsfragen. So war beispielsweise unsere Schädelsammlung von Jungvögeln völlig unerwartet sehr hilfreich für die Dinosaurierforschung an der Uni Freiburg. 

Die Gestaltung der Ausstellungsreihe zur Biodiversität hat das Büro NG Tornay in Freiburg entwickelt; sie folgt dem Prinzip der Szenografie. Sind Ausstellungskonzepte mit Tierpräparaten Geschichte?

Nein, Präparate bieten immer noch eine gute Möglichkeit, Tiere ganz genau zu betrachten, etwas, was man in freier Natur oft nicht kann. Aber es geht ja nicht immer nur um das eigentliche Objekt, sondern um dessen Geschichte. Um diese zu erzählen, ist eine gute Szenografie wichtig. Für die Szenografie der Biodiversitätsreihe haben wir zudem Ausstellungselemente entwickelt, die wir nun schon zum vierten Mal benutzen können, was nachhaltiger und weniger aufwendig ist.

Entstanden ist eine sehr attraktive Ausstellung zu einem ziemlich traurigen Thema.

Das ist so. Wir wollen den Verlust der Biodiversität aufzeigen, und gleichzeitig versuchen wir, Ausstellungen zu vermeiden, bei denen die Besucher frustriert hinausgehen. Die Herausforderung besteht darin, trotz allem ein positives Erlebnis im Museum zu generieren. 

Biodiversität

Kanton Freiburg ist ein schlechter Schüler

In den vergangenen hundert Jahren ist die Biodiversität im Kanton Freiburg stark zurückgegangen. Die Lebensräume vieler Tier- und Pflanzenarten haben sich verkleinert, und ihre Anzahl ist zurückgegangen. Wie Sophie Giriens, Konservatorin der zoologischen Sammlungen des Naturhistorischen Museums Freiburg, auf Anfrage aber betonte, existiere eine grosse Diskrepanz bezüglich der vorhandenen Daten zu den einzelnen Arten. Viel bekannt sei über die Amphibien, die Reptilien und die Vögel. Nur wenig wisse man im Kanton Freiburg dagegen über die Insekten. Grund dafür ist laut Giriens, dass der Kanton lange Zeit über keine Spezialisten verfügt hat und die Biodiversität kaum erforscht worden ist. Eine erste globale Bestandesaufnahme liege erst seit vergangenem Winter vor, die vor allem von Biologen des kantonalen Amts für Wald und Natur realisiert wurde. 2021 sind im Kanton über 11’000 Arten aufgeführt, sehr wahrscheinlich seien es aber mehr. Von den bekannten Arten sind innerhalb der letzten 120 Jahre 159 Arten verschwunden. Der Bericht kommt auch zum Schluss, dass der Kanton für mindestens 260 gefährdete Arten in der Verantwortung steht. Er sei zudem ein schlechter Schüler, was den Naturschutz angehe. So sind bloss 8,4 Prozent seiner Fläche geschützt, während es im nationalen Durchschnitt 17 Prozent sind. 

Maikäfer-Wissen

Im Kanton Freiburg sind gemäss Giriens rund zehn Maikäferarten bekannt. Im Rahmen des partizipativen Wissenschaftsprojekts zur Maikäferausstellung im Naturhistorischen Museum sind seit Mai 38 Beobachtungen zu sechs Arten von Schulklassen, also aus der Bevölkerung eingegangen. Gemäss Giriens sind die Arten alle bekannt, allerdings sei der Maikäfer auch an mehreren bisher unbekannten Orten beobachtet worden. «Bis im September werden wir dank dem Citizen-Science-Projekt mehr über die Verteilung des Maikäfers im Kanton wissen», freut sich Giriens. rsa

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