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Zwischen Bergromantik und Zukunftssorgen

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Mit dem grossen Alpabzug in Plaffeien geht der diesjährige Alpsommer in wenigen Tagen zu Ende. Die FN besuchten den Vize-Präsidenten des Freiburgischen Alpwirtschaftlichen Vereins auf seiner Alp und sprachen mit ihm über die vergangenen vier Monate.

Es ist ein wunderschöner Spätsommermorgen auf der Alp Grundbergera in Plaffeien. Elmar Zbinden sitzt an einem langen Holztisch und trinkt einen Kaffee. Seine Familie kommt seit 1917 auf die Grundbergera, 2005 hat er die Pacht offiziell übernommen. «Es ist einfach eine Leidenschaft. Die Natur, die Ruhe – weg vom ganzen Rummel.» Die Grundbergera ist eine von rund 1300 Alphütten verteilt auf 588 Sömmerungsbetriebe im Kanton Freiburg. Jeden Sommer verbringen rund 22’000 Rinder, 7500 Schafe, 7000 Kühe, 1000 Ziegen sowie Pferde, Alpakas und Schweine den Sommer auf diesen Betrieben.

Auch Elmar Zbinden hat Kühe hier auf die Alp gebracht. Bald wird es für ihn und seine Tiere zurück ins Tal gehen. «Es war ein sehr guter Sommer», so sein Fazit. Im Gegensatz zum letzten Jahr sei die Trockenheit kaum Thema gewesen. «Dank des nassen Frühlings und der feuchten Phase im Juli sind wir gut durch den heissen August gekommen.»

In einigen Tagen ziehen die Tiere wieder zurück ins Tal.
Foto Sarah Neuhaus

Elmar Zbinden spricht an diesem Vormittag nicht nur für sich und seine Alp: Als Vize-Präsident des Freiburgischen Alpwirtschaftlichen Vereins und Vorstandsmitglied des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbands kennt er auch die Situation anderer Älplerinnen und Hirten der Region gut. Und auch wenn das fehlende Wasser und die Trockenheit in diesem Jahr kein so akutes Problem waren wie im letzten Sommer, so bestehe die Grundproblematik weiterhin.

Wassertransporte: Keine langfristige Lösung

«Die Klimaerwärmung ist Fakt, da braucht man nicht drumherum zu reden – sie ist da und wir müssen schauen, wie wir damit zurechtkommen», sagt Zbinden. Die Trockenheit wird wohl in Zukunft zunehmen und Wassertransporte durch Helikopter seien teuer und würden ab sofort wahrscheinlich noch teurer. «Seit diesem Jahr haben sich die Voraussetzungen für die kostenlosen Wasserflüge durch die Armee verändert», sagt Zbinden und spricht damit die neu gegründete Kommission Wassertransporte an.

Der Wassermangel ist und bleibt ein Problem für viele Sömmerungsgebiete.
Foto Sarah Neuhaus

Die neue Kommission «Wassertransport Sömmerungsbetriebe» untersteht der Regierungskonferenz Militär, Zivilschutz und Feuerwehr (RK MZF) und soll seit diesem Sommer dafür sorgen, dass die Wassertransporte durch die Helikopter der Armee schweizweit harmonisiert erfolgen. «Die Kommission entstand, nachdem es schien, als würden in den Kantonen Bern und Freiburg unterschiedliche Prozesse für den Transport angewandt», erklärt Alexander Krethlow, Generalsekretär der RK MZF, im Gespräch mit den FN: «Die Wassertransporte wurden nicht neu geregelt, grundsätzlich hat sich am Verfahren nichts verändert.» Die Kommission versuche lediglich, die Gleichbehandlung der Sömmerungsbetriebe sicherzustellen.

Auch Armeesprecher Mathias Volken betont, dass es «grundsätzlich keine wesentlichen Änderungen» gegeben habe. «Die Koordination und Priorisierung der Leistungen erfolgt neu im Rahmen einer Kommission unter dem Lead der Regierungskonferenz Militär, Zivilschutz und Feuerwehr.» Ausserdem sei der Armeeeinsatz hinsichtlich der Wassertransporte weiterhin dem Prinzip der Subsidiarität unterstellt. Das heisst, dass die Armee erst Unterstützung leisten darf, wenn die Mittel der zivilen Behörden ausgeschöpft sind. Konkret: Wenn die privaten Anbieter von Wassertransporten die Nachfrage nicht mehr stemmen können, darf der Kanton ein Gesuch an die Armee stellen.

«Es gilt immer zu prüfen, ob eine Notlage vorliegt», sagt Volken und ergänzt:

Wassertransporte im Rahmen der Katastrophenhilfe erfolgen zum Beheben unmittelbarer Notlagen, also zum Sicherstellen des Alpabtriebs. Nicht aber um die längerfristige Wasserversorgung oder wirtschaftliche Interessen sicherstellen zu können.

Hier setzt auch die längerfristige Aufgabe der neu gebildeten Kommission an. Denn die aktuelle Handhabung sei nur eine Übergangslösung. «Die Tendenz ist, dass die Wassermangellagen in Zukunft häufiger auftreten dürften», sagt Generalsekretär Krethlow. Darum sei klar, dass bereits mittelfristig nicht auf Wassertransporte per Militärhelikopter gesetzt werden dürfe. «Die Armee ist nicht da, um über Jahre eine Versorgung sicherzustellen, die auch durch Infrastruktur ersetzt werden kann.» So hätten die Alpwirtschaften wohl nur mehr zwei Optionen: Die nötige Infrastruktur beschaffen oder sich aus den besonders trockenen Regionen zurückziehen.

Wasser speichern

Beim Thema Infrastruktur setzt auch Elmar Zbinden und mit ihm ein Grossteil der Freiburger Älplerinnen und Älpler an. «Man muss das Wasser vom Frühling speichern können, anders wird es nicht gehen», sagt Zbinden und betont: «Hier in der Region ist schon viel passiert – die Mehrzweckgenossenschaften sind dabei sehr hilfreich, und wenn das grosse Projekt im Breccaschlund (die FN berichteten) einmal umgesetzt ist, haben wir schon viel erreicht.»

Elmar Zbinden ist überzeugt davon, dass Sömmerungsgebiete die Möglichkeit schaffen müssen, Wasser zu speichern.
Foto Sarah Neuhaus

Sorge wegen dem Wolf

Das andere grosse – und diesen Sommer wesentlich aktuellere Thema – waren die Wölfe. Zum ersten Mal hat der Kanton Freiburg Mitte August beschlossen, einen Wolf zum Abschuss freizugeben. Das Tier hatte im Grenzgebiet rund um die Kaiseregg für Unruhe und zahlreiche tote Schafe gesorgt. Ende August schliesslich gelang es den Wildhütern, den Wolf zu erlegen (die FN berichteten). Dass die Beseitigung des Tiers in diesem Fall so rasch gelang, begrüsst Elmar Zbinden grundsätzlich. Aber: «Der Wolf nimmt immer mehr Platz ein und wird auch bei uns bald präsenter sein.» Das mache ihm und vielen anderen Sorgen. «Ich glaube grundsätzlich, dass ein Zusammenleben möglich ist», sagt Zbinden und betont:

Aber es nimmt Dimensionen an, die mit der aktuellen Form der Alpwirtschaft nicht mehr zu vereinbaren sind.

Zbinden betont, dass es nicht einzig darum gehe, ob der Wolf Tiere angreift oder ob man dafür eine finanzielle Entschädigung erhalte. «Der Sommer auf der Alp ist mit vielen Risiken verbunden.» So gibt es auch jeden Sommer zahlreiche Tiere, die sich tödlich verletzen oder gar abstürzen und so zu Tode kommen. «Durch die Präsenz des Wolfs fühlt man sich aber einfach grundsätzlich unsicher. Es ist eine grosse Verantwortung, für das Wohl der Tiere zuständig zu sein.» Man müsse mit Krankheiten und Verletzungen umgehen. «Das kann sehr an der Substanz zerren – wenn dann noch die Gefahr durch den Wolf dazukommt, macht es das nicht einfacher.»

So idyllisch wie dieses Bild wirkt: Krankheiten und Verletzungen gehören ebenfalls zum Leben auf der Alp.
Foto Sarah Neuhaus

Viel harte Arbeit

Allgemein würden die meisten den Alpsommer stark romantisieren, sagt Zbinden. «Natürlich ist es hier oben wunderschön, aber unser Alltag besteht in erster Linie aus viel harter Arbeit.» In der ganzen Schweiz fällt es Alpbetrieben zunehmend schwerer, genügend Personal zu finden und die Angestellten den ganzen Sommer auf der Alp zu halten. «Einige wollen sich auf der Alp eine Auszeit nehmen», sagt Elmar Zbinden und schmunzelt. «Sie unterschätzen die Arbeit und überschätzen die Annehmlichkeiten, die man hier hat.» Nach einigen Tagen oder wenigen Wochen hätten viele dann schon genug. «In unserer Region ist das noch nicht so ein Problem», sagt Zbinden. Die meisten Betriebe würden immer noch durch Familien geführt. «Sie machen diese Arbeit seit Generationen und sind nicht auf externes Personal angewiesen.»

Die Familie von Elmar Zbinden kommt seit 1917 auf die Alp Grundbergera.
Foto Sarah Neuhaus

Aber gerade, weil das Leben auf der Alp alles andere als einfach sei, sei die Freude, die Erleichterung und der Stolz bei der Rückkehr ins Tal umso grösser. «Das spürt man dann jeweils beim Alpabzug.» In den letzten Jahren stehe beim Grossanlass in Plaffeien die Arbeit der Älplerinnen und Hirten wieder viel stärker im Zentrum. «Das OK legt Wert darauf, die Betriebe vorzustellen und ihre Arbeit zu würdigen, das finde ich wichtig – denn ohne sie gäbe es keinen Alpabzug.»

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